Das Glanzstück der Ausstellung im ländlichen Biberist ist «Vulva», eine 250×200 cm grosse analoge Collage der im Kanton Solothurn geborenen und in Basel arbeitenden Künstlerin Lex Vögtli (*1972). Auf einem gesprayten türkisen Hintergrund hat die Künstlerin aus tausenden von Schnipseln eine Vulva «gemalt». Je näher man geht, umso mehr kommt man ins Staunen: Die farblichen Abstufungen sind aus verschiedenen farbigen Ausschnitten, die die Künstlerin in Printmedien findet und ausschneidet. Auf ihrem Insta-Account sieht man die Entstehung dieser riesigen Collage. Nur schwer kann man sich vorstellen, wie das Zusammensuchen der passenden Ausschnitte passiert. Es ist unglaublich, mit welcher Präzision die vielen Schnipsel gesetzt sind, so dass sich ein harmonisches Farbenspiel ergibt – fast wie gemalt, und doch aus hunderten von Fragmenten sorgfältig komponiert. Jeder Ausschnitt fügt sich nahtlos ins Ganze, als hätte er genau diesen Platz schon immer eingenommen.
Lex Vögtli, Vulva, 2025 (Ausschnitt)
Leider ist das Werk für das Schlösschen Biberist eine Nummer zu gross, um richtig gehängt zu werden. Die Collage steht etwas «platziert» (auf den Boden gestellt) da. Das Werk hat unbedingt einen musealen Raum verdient! Es ist der Künstlerin zu wünschen, dass sie für dieses ausdrucksstarke Bild, das von Weitem als Malerei wahrgenommen und erst beim näheren Herantreten als Collage erkennbar wird, in einem grosszügigeren Kontext zeigen kann. Dennoch ist der Besuch des Schlösschen Biberist empfehlenswert, vom sympathischen Empfang, dem ungestörten Rundgang bis zum kleinen Schlosscafé absolut ein Ort, den es lohnt aufzusuchen. Lex Vögtli zeigt weitere Collagen: ebenfalls erwähnenswert ist «Herstory», eine Collage aus dem Jahr 2024 und ein sinniger Verweis auf history, der das Narrativ aus weiblicher Perspektive neu beleuchtet, «Kosmos» aus dem Jahr 2023, sowie weitere, etwas ältere Arbeiten, teils schwarz/weiss.
Lex Vögtli, SOS, 2023
https://www.schloesschen-biberist.ch/